Kommentar zur Debatte „verkehrsberuhigter“ Samstag

Eigentlich hätte man meinen können, dass die Debatte bzgl. der Olchinger Aktion „Stadttraum statt Parkraum“ beendet war, nachdem im Ferienausschuss Mitte August der zweite Aktionstag aufgrund eines Eilantrags der CSU mit knapper Mehrheit gekippt wurde. Dieser, aus Sicht der CSU erfolgreiche Beschluss reicht manchen wohl nicht aus, die Verärgerung über die Idee eines autofreien Tages auf der Olchinger Hauptstraße ist weiterhin groß.

Hier sollte man zuallererst einmal klarstellen, dass der Aktionstag am ersten Augustsamstag dieses Jahr in Olching definitiv nicht „autofrei“ war, auch wenn das von Presse und LokalpolitikerInnen gerne so bezeichnet wird. Faktisch gab es eine Temporeduzierung von 50 kmh auf 30 kmh und ein Teil der Parkplätze (die öffentlichen) waren gesperrt um dort Alternativen aufzeigen zu können, für was dieser Platz auch noch genutzt werden könnte. Teilweise fuhren Rickschas die BesucherInnen spazieren und manche OlchingerInnen nutzten diesen Tag um zu zeigen, dass man auch mit einem Lastenrad Einkäufe und Kinder transportieren kann. Jede/r der wollte, konnte an diesem Tag mit dem Auto durch die Hauptstraße fahren oder zum Einkaufen fahren.  Niemand war in ihrer oder seiner Freiheit bei der Wahl des Fortbewegungsmittels eingeschränkt. Auch hat keine Partei oder Organisation vor, den AutofahrerInnen das Autofahren zu verbieten oder die Hauptstraße für den Durchgangsverkehr zu sperren. Es geht vielen lediglich darum neue Anreize zu setzen und mutig genug zu sein um neue Dinge auszuprobieren. Schon der griechische Philosoph Heraklit hat gesagt, dass die einzige Konstante im Leben die Veränderung sei. Das mag manche an abgedroschene Kalendersprüche erinnern, aber wahr ist es trotzdem. Wie uns Corona gezeigt hat, kann sich unsere Lebenswelt sehr schnell, schneller als uns lieb ist, ändern. Und die nächste Krise in Form der Klimakrise steht uns noch bevor, wobei die Anfänge mit Dürresommern auch in Deutschland schon zu spüren sind.

Und da werden wir nicht weiterkommen, wenn weiterhin RadfahrerInnen gegen AutofahrerInnen ausgespielt werden. Die meisten Menschen sind ja nicht nur das eine oder das andere, sondern fahren sowohl mit dem Auto als auch mit Rad. Für eine lebenswerte Zukunft werden wir nicht drum rum kommen unser aktuelles Mobilitätsverhalten zu überdenken und zu ändern. Aber hierfür sollte die Politik unserer Meinung nach lieber zusammenarbeiten und Kompromisse schließen als sich gegenseitig zu zerfleischen. Das aktuelle Verhalten mancher PolitikerInnen in Olching schadet auf Dauer der Demokratie an sich und verstärkt nur das Bild von „denen da oben“, die vorbei an jeder Lebenswirklichkeit regieren.

Um Olching auch für die Zukunft als lebenswerten Ort zu erhalten und evtl. noch lebenswerter zu machen, müssen wir alle zusammenarbeiten. Und ja, dazu gehört auch, das Auto öfter mal stehen zu lassen um den Einkauf im nahegelegenen Supermarkt mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu erledigen. Dafür braucht es allerding auch Infrastruktur, die es allen ermöglicht sich sicher zu fühlen. Momentan wird nur mit Schildern „Vorsicht Schulkinder“ auf die jüngsten VerkehrsteilnehmerInnen aufmerksam gemacht. Und nach ein paar Wochen, nachdem die Schilder wieder weg sind, sollen Sechsjährige die Verkehrsregeln so verinnerlicht haben, dass sie sich wie Erwachsene verhalten? Das kann nicht der Anspruch an uns selbst sein. Unser Anspruch sollte sein, im gegenseitigen Miteinander und unter einer gerechten Aufteilung des öffentlichen Platzes sicherzustellen, dass sich auch die schwächeren VerkehrsteilnehmerInnen in Olching sicher fortbewegen können – und dazu zählt auch die Hauptstraße.

Deshalb wünschen wir, von Olching for Future uns, dass das Miteinander wieder in den Fokus rückt. Und Miteinander bedeutet nicht nur, dass die RadlerInnen wegbleiben sollen oder „hintenrum“ auf Nebenstraßen fahren müssen, sondern dass AutofahrerInnen akzeptieren müssen, dass RadfahrerInnen nicht den Verkehr behindern, sondern ein Teil des Verkehrs sind. Sogar auf der Hauptstraße!

Wir leben alle hier in dieser Stadt, viele von uns gerne, und viele wollen auch noch lange hier leben. Und manche wollen vielleicht auch, dass zukünftige Generationen hier noch gut und gerne leben können. An manchen Herausforderungen, wie dem Wandel des Klimas, werden wir nicht vorbeikommen und es wird sich auch in Zukunft gestritten werden, und es werden auch Fehler passieren. Aber wenn man aus diesen Fehlern lernt und sich bemüht es in Zukunft besser zu machen, ist man einen großen Schritt weiter als immer bloß in die Vergangenheit zu schauen und die guten alten Zeiten heraufzubeschwören. Der Wandel wird kommen. Es stellt sich nur die Frage, ob wir dann bereit sind und wie wir darauf reagieren. Und wir, für unseren Teil, stehen diesen Herausforderungen dann lieber gemeinsam, Hand in Hand mit unseren Mitmenschen, gegenüber.