
Mit der Unterzeichnung des Pariser Abkommens haben sich fast alle Länder der Welt – darunter auch Deutschland – dazu verpflichtet, die Erderwärmung bei deutlich unter 2 Grad zu stoppen und Anstrengungen zu unternehmen, das 1,5°-Ziel zu erreichen. Um das zu erreichen und um die Klimakatastrophe noch zu verhindern, müssen auch auf kommunaler Ebene umfangreiche Maßnahmen getroffen werden.
Wir von Olching for Future wünschen uns eine menschenfreundliche Stadt, eine Stadt für alle Menschen, egal ob jung oder alt. Wir wollen eine Stadt, die auch für zukünftige Generationen lebenswert ist. Dafür brauchen wir eine nachhaltige Stadtplanung, bei der sowohl die Grundbedürfnisse der Menschen als auch die Herausforderungen, die die Klimakrise mit sich bringt, im Mittelpunkt stehen.
Um eine nachhaltige und lebenswerte Stadt aufzubauen, müssen wir verstehen, dass wir in einer Welt mit endlichen Ressourcen leben, und daher keinen Raubbau mehr an der Natur betreiben dürfen. Wir brauchen eine nachhaltige Wirtschaft, denn wenn wir weiterhin endloses wirtschaftliches Wachstum als oberstes Ziel ansehen, werden die Kosten zur Bewältigung der Klimakrise am Ende viel höher sein, als wenn wir jetzt rechtzeitig umschwenken. Um diese nötigen strukturellen Veränderungen umzusetzen, müssen wir als Gesellschaft zusammenstehen und dafür sorgen, dass Konflikte friedlich und ohne soziale Spannungen bewältigt werden.
Unsere Wünsche und Anregungen für eine lebenswerte und nachhaltige Stadt Olching
- Allgemeine Verkehrsberuhigung und dadurch weniger Lärm, bessere Luftqualität und mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden. Das kann durch eine Reduzierung der Geschwindigkeit erreicht werden, sowie durch die Förderung von nachhaltiger Mobilität. Wir wünschen uns ein fußgänger- und fahrradfreundliches Olching. Dafür brauchen wir auch den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs – zuverlässig und für alle Menschen bezahlbar. Außerdem müssen innovative Lösungen wie z.B. Bike- und Car-Sharing oder Radschnellwege nach München in unsere Stadt integriert werden. Um möglichst zeitnah die eklatantesten Mängel unserer Radinfrastruktur anzugehen, sollte ein Radverkehrskonzept erstellt und transparent umgesetzt werden.
- Eine gerechte Aufteilung des öffentlichen Raums, um damit die Stadt den Menschen zurückzugeben. Das ist möglich, indem die Parkplätze reduziert werden. Der dadurch gewonnene Platz kann dazu verwendet werden, sichere Infrastruktur für RadfahrerInnen und FußgängerInnen zu schaffen. Auch kann so mehr Platz für eine dringend notwendige Begrünung unserer Stadt genutzt werden, und es können Orte der Begegnung geschaffen werden, um mehr Miteinander zu fördern. Vor allem im Bereich der Hauptstraße muss die Aufenthaltsqualität gesteigert werden, was auch eine Chance für den lokalen Handel bedeutet. Damit unsere Innenstadt attraktiver wird, sollen Menschen zum Verweilen und Flanieren eingeladen werden. Das ist in Zukunft der große Vorteil von kleinen Innenstädten gegenüber dem Versandhandel.
- Es ist wichtig, dass die Stadt ihr Handeln bei allen Entscheidungen an dem Prinzip der Klimaverträglichkeit ausrichtet. Wie in dem bereits 2005 durch den damaligen Gemeinderat beschlossenen Leitbild der Agenda 21 soll der Stadtrat eine nachhaltige Entwicklung zum Grundprinzip seiner Handlungs- und Entscheidungsgewalt machen. Das soll vor allem nachvollziehbar und transparent geschehen. Das Rathaus sollte, um seiner Vorbildfunktion gerecht zu werden, ab sofort ausschließlich Recyclingpapier (= blauer Engel) sowie fair gehandelte Produkte verwenden. Die Stadt sowohl als finanzielle Unterstützerin der Vereine in Olching sowie als Sachaufwandsträgerin von Schulen ist angehalten, dort die gleichen Prinzipien einzufordern. Etwaige Dienstreisen sind möglichst klimaneutral zu planen und durchzuführen. Sollte dies nicht möglich sein, muss das angefallene CO2 transparent kompensiert werden.
- Alle durch die Stadt ausgeschriebenen Projekte müssen auf das Prinzip der Nachhaltigkeit hin geprüft werden. So ist es erforderlich, dass bereits geplante bauliche Veränderungen re-evaluiert werden, um einen sorgsamen Umgang mit Ressourcen und einer nachhaltigen Stadtplanung zu gewährleisten. Dies muss transparent und unter Einbeziehung der BürgerInnen geschehen (z.B. Süd-West-Umfahrung, Paulusgrube). Effiziente Energie- und Heizquellen in Privathaushalten (Photovoltaik, Solarthermie und Wärmepumpenanlagen) sowie eine energetische Sanierungen müssen gefördert werden. Außerdem sollte regelmäßig über staatliche Förderungsmöglichkeiten aufgeklärt und für lokale Handwerksbetriebe geworben werden.
- Öffentliche Gebäude und Grünanlagen sollen so gestaltet werden, dass naturnahe Flächen und Wälder geschützt und auch neu geschaffen werden. Es ist wichtig, dass auch Privatpersonen über Naturschutz ganz allgemein aufgeklärt werden. Eine naturnahe Gartengestaltung sollte gefördert werden bzw. sog. Steingärten verboten oder sanktioniert werden. Auch in Olching kann man die Begrünung von Dächern und die Ausweisung von Blühstreifen vorantreiben, um die Artenvielfalt zu schützen und das Klima in der Stadt zu verbessern. Außerdem sollte auch der Zunahme der Lichtverschmutzung entgegen gewirkt werden, um nachtaktive Vögel und Insekten zu schützen.
- Verpflichtung der Stadtwerke Olching auch in Zukunft nur auf regenerative Energien zu setzen und die Energiewende durch den Bau von neuen Stromanlagen voranzubringen. Kein Atom- oder Kohlestrom in Olching! In allen öffentlichen Gebäuden soll, falls nicht schon längst geschehen, der Strombedarf durch erneuerbare Energien gedeckt werden.
- Um der Lebensmittelverschwendung vehement entgegen zu wirken, müssen Supermärkte, Restaurants und Kantinen dazu angehalten werden ihre Wegwerfrate drastisch zu reduzieren. Sollten Supermärkte einer bestimmten Größe Lebensmittel nicht mehr selbst verwenden können, müssen diese gespendet werden. Das Thema Lebensmittelverschwendung sollte auch in Privathaushalten wieder stärker in den Fokus gerückt werden. Dies kann durch Aufklärung durch die Stadt geschehen oder durch die Unterstützung von Initiativen wie z.B. „Foodsharing“. Denkbar wäre auch ein „Fairteiler“, über den OlchingerInnen Lebensmittel untereinander tauschen oder ganz einfach spenden können. Alle städtischen Einrichtungen, die Lebensmittel ausgeben, müssen ihren Anteil an vegetarischen/veganen und biologischen Lebensmitteln erhöhen.
- Um die endlichen Ressourcen unseres Planeten nicht noch weiter zu überlasten, wünschen wir uns einen nachhaltigen Konsum. Hier kann man Initiativen wie das Repair Cafe Olching noch stärker unterstützen und für eine Kultur des „Reparierens“ werben. Unser Vorschlag wäre, an zentralen Stellen in Olching sogenannte „Bücherschränke“ aufzustellen, in denen OlchingerInnen bequem und unkompliziert Bücher tauschen können. Auch über das Thema Müllreduzierung und Recycling sollte noch stärker aufgeklärt werden und „Zero Waste“ sollte belohnt werden. Um Verpackungsmüll zu reduzieren, wäre beispielsweise ein Unverpackt-Laden in Olching eine sinnvolle Einrichtung.
- Die Stadt Olching muss sich ganz klar für Integration und Inklusion stark machen und sich gegen Rassismus in jeder Form aussprechen. Um auch den jungen Menschen in Olching eine Stimme zu geben, kann ein Jugendrat einberufen werden, der die Belange der Jugendlichen und Kinder vertritt und mit dem Stadtrat zusammenarbeitet. So hat auch die jüngere Generation die Möglichkeit hautnah zu erfahren, wie Politik funktioniert und Jung und Alt können voneinander lernen und sich ergänzen.
- Die Stadt soll Mitglied im Klimabündnis, einem Netzwerk von Städten und Kommunen, werden, die sich dem Klimaschutz verpflichtet haben. Hier erhält man Ratschläge zu lokalen Klimaschutzstrategien, profitiert von Erfahrungen anderer Städte und Gemeinden und bleibt beim Thema Klimaschutz immer auf dem Laufenden.
Olching for Future im November 2020